- 24. Nov 2021, 21:01
#202968
Wenn wir so wieder auf eine sachliche Ebene kommen, dann gern. Ich bin mir zwar sicher, es schon mal wo erwähnt zu haben, aber egal.
Also zum Thema: Man braucht jetzt natürlich nicht die Zeit vom Beginn dieser Pandemie bis heute aufwärmen, weil es eh jeder von uns selber miterlebt hat. Mitunter muss man sich auch eingestehen, dass die eigenen Ansichten falsch waren. Ich sehe das aber als kein Zeichen von Schwäche, sondern einfach als Ergebnis dessen, dass man sich mit Fakten auseinandersetzt. Dass ich nie ein Freund von Lockdowns war und bin, ist ja bekannt. Im Nachhinein muss man aber sagen, dass der 1. vollkommen richtig war. Niemand wusste, was da auf uns zukommt und wie man darauf reagieren soll. Daher war es besser, einfach mal alles zuzudrehen, bis die Sachlage klarer wird. Ob Lockdown 2 und 3 in der Form notwendig waren, darüber gibt es geteilte Ansichten. Ich kann hier beiderlei Argumenten durchaus was abgewinnen. Aber es geht ja in Deiner Frage um den aktuellen, sprich den 4. Hier haben wir im Gegensatz zu den 3 davor einen ganz entscheidenden Unterschied: Die Impfung! Die Zahlen, die wir täglich sehen, hören und lesen belegen ganz eindeutig, dass der überwiegende Teil der Infizierten, vor allem aber der schwer Erkrankten nicht geimpfte Mitmenschen sind. Das heißt im Umkehrschluss - und auch das belegen die Zahlen - dass Geimpfte natürlich auch erkranken, ja sogar im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation landen können. Aber in einem so geringen Ausmaß, dass dies nie eine Gefahr für das Gesundheitssystem darstellen würde.
Ich gehe immer nach dem Grundsatz vor, dass man Probleme dort lösen muss, wo sie entstehen, sprich an der Wurzel anpacken. Ich betone vorab, dass ich nie ein Freund von Zwangsmaßnahmen war und bin. Aber man muss in einer Problem-Situation, die wir bekanntlich haben, auch Abwägungen treffen. Heißt für mich im aktuellen Fall, zunächst mal auf 2 G zu setzen, wie es ja kurzzeitig passiert ist. Damit muss man in der Akut-Phase die ungeimpften Menschen weitgehend aus dem öffentlichen Geschehen nehmen. Klar, nicht sehr erstrebenswert, aber bei diesen Zahlen ein Mittel, das man fast ergreifen muss. Weiters ist die Impfpflicht, mit der ich normal gar nichts anfangen kann, ein Weg, den man jetzt fast so gehen muss. Wobei ich hoffe, dass sie gar nicht kommen muss, weil allein die Ankündigung schon die Leute zu den Impfungen bringt. Ein weiterer Punkt, warum ich gegen Lockdowns bin, ist der "begleitende" Schaden, den dieser anrichtet. Ich kenne aus meiner früheren bzw. aktuellen beruflichen Erfahrung beide Seiten: Die Wirtschaft und den sozialen Bereich. Und daher weiß ich, dass das eine ohne das andere nicht funktioniert. Und wenn man hört, wie viele Milliarden pro Woche ein Lockdown kostet, dann macht einem das Gedanken, um nicht zu sagen Angst. Das ist die allgemeine Komponente. Dazu kommt die persönliche, wenn man Leute kennt, die nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen zahlen sollen, weil das Geld hinten und vorne nicht mehr reicht, weil auch die Perspektive fehlt usw. Ich persönlich hab aus dem Lockdown keinen wirtschaftlichen Schaden. So einen Job wie meinen braucht es immer, ich hab eine Wohnung und kann mir ein warmes Essen leisten. Aber mir sind andere Menschen und deren Schicksale eben nicht egal. Ich versuch auch in meinem Umfeld zu helfen, wo immer ich kann.
Zusammengefasst: Man sollte gerade in so einer Ausnahmesituation nie auf seinem Standpunkt beharren und versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Die Wand ist stärker. Man sollte auch mal eigene Überzeugungen hintan stellen im Sinne des ganz klaren Ziels: Diese Pandemie endlich zu besiegen. Daher sag ich eben auch, gegen die eigene Einstellung Kompromisse eingehen (wie eben zB 2 G oder eine Impfpflicht), weil das wesentlich weniger Schaden anrichtet als ein Lockdown, was für mich von allen Bekämpfungs-Maßnahmen die weitreichendste, schlimmste und jene mit dem meisten Schaden für die Allgemeinheit ist. Ich hoffe, ich konnte meine Ansichten halbwegs verständlich darlegen. Eine weiterhin sachliche Diskussion jederzeit gerne.