slad hat geschrieben: ↑26. Mär 2019, 00:30
Ja, und jetzt die eigentliche Frage, die mich interessiert: Wenn dieses Staatsgebiet nie Mazedonien war und die Einwohner keine Mazedonier im antiken Sinn sind, warum heißt es dann so und warum bezeichnen sich die Leute als Mazedonier? Wie ist das passiert?
Puh. Das ist tatsächlich eine interessante Frage. Nachdem die (jugoslawische) Republik Mazedonien in Titos Partisanenkampf im Zweiten Weltkrieg gegründet wurde, wäre naheliegend, dass es gerade darum ging, den Namen wieder zu erwecken mit der Stoßrichtung des deutsch besetzten (griechischen) Makedoniens zwecks sprachüberschreitender Einigkeit. Und es hätten dann ja die Grenzziehungen am Ende vielleicht ganz anders (zugunsten Jugoslawiens) aussehen können. Wäre jetzt meine Vermutung, aber das muss ich ein andermal (wenn es nicht nach Mitternacht ist), recherchieren. Ist tatsächlich eine spannende Frage.
Nur noch ein allgemeiner Nachsatz: Bis ins 19. Jahrhundert gibt es dort überall nichts außer Osmanisches Reich, mit muslimischer Bevölkerung und orthodoxer Bevölkerung unterschiedlicher Sprachen und Dialekte (griechisch, serbisch, bulgarisch etc). Bei der Nationsbildung vereinnahmt und biegt sich jeder seine gewünschte Vergangenheit zurecht, um damit einen attraktiven nationalen Mythos samt Machtanspruch zu schaffen (Großserbien, Großbulgarien, Großalbanien, Großgriechenland bis über Byzanz hinaus). Die Staaten sind Konstrukte, ihre Grenzen Resultate von ungezählten Konflikten bis in die Gegenwart. Das erklärt dann vielleicht auch auf den ersten Blick überraschende Identifikationen.